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Kristo Šagor
FSK 16


Premiere: 28. Januar 2007, TASCH 2

Fotos link |

Besetzung:
Inszenierung/Ausstattung -
Dramaturgie -

Regieassistenz/Soufflage -
Uta Eisold
Mareike Götza

Iris Merkel
FSK 16

Darsteller:
Figen - Marlene Mertens | Stipe - Martin Janczak | Kirsten - Rabea Schwedux

Technische Leitung - Fred Bielefeldt | Beleuchtung - Susann Förster | Requisite - Margarita Belger | Maske - Grit Anders | Inspizienz - Ito Grabosch | Ton - Ronald Strauß | Garderobe - Elisabeth Müller | Schneiderei - Eva Nau, Kathleen Gröb, Gisela Schmidt, Claudia Siebenborn

Stück:

Wie immer hockt Stipe, ein junger Kroate, zur Spätvorstellung allein in seinem Kinosessel, bereit, in die Sneak der Woche abzutauchen. Aber der Film geht nicht los. Denn zwei 15jährige Mädchen, nur scheinbar zufällig mit im Zuschauersaal, wollen, dass endlich mal was Richtiges passiert. Die „Deutschländer“-Türkin Figen findet ihre heile Familie so uncool wie Kirsten aus dem Osten ihr asoziales Elternhaus mit dem gewalttätigen Bruder. Die aggressive Mischung aus Lebensgier und –angst sucht dringend ein Ventil, und mit einer Wette stacheln sich die beiden Freundinnen gegenseitig an: Schafft man es, einen fremden Jungen zum Heulen zu bringen? Stipe erweist sich als gut gecastetes Versuchsobjekt: ahnungslos wird er in dem abgekarteten Spiel voller weiblicher Raffinesse zwischen Verführung und Zurückweisung, Provokation und Demütigung hin- und hergeworfen, bis endlich sein wundester Punkt getroffen ist. Ein verdrängtes Kriegstrauma bricht an die Oberfläche, und die beiden Mädchen erleben, dass bei einem hemmungslosen Spiel mit Gefühlen letztlich keiner heil davonkommt...


Pressestimmen:

Oberhessische Presse

Marburg.

Zwei Mädchen wollen, „dass mal was passiert“.

Welche Folgen dieser scheinbar harmlose Vorsatz hat, zeigen drei Laiendarsteller eindrucksvoll in „FSK 16“ am Landestheater.

von Gabriele Neumann

Als die Zuschauer das Theater am Schwanhof betreten, laufen auf der Leinwand Kino-Trailer. Kinder-, Jugend-, Abenteuerfilme. Vom französischen Skandalfilm „Baise moi“ (FSK 18) läuft nur der Titel, schließlich ist „FSK 16“ für Zuschauer ab 14 Jahren empfohlen. Die Freiwillige Selbstkontrolle (FSK), die über die Altersfreigabe bei Filmen entscheidet, spielt in doppelter Hinsicht eine wichtige Rolle in Kristo Šagors Drama. Harmlos, sozusagen für Kinder geeignet, beginnt die gelungene Inszenierung von Uta Eisold. Stipe sitzt wie jede Woche allein im Kino und wartet auf die Sneak. Scheinbar unabhängig voneinander betreten Kirsten (überzeugend abgeklärt: Rabea Schwedux, Martin-Luther-Schule, 17 Jahre) und Figen (schillernd sinnlich, trotz Army-Look: Marlene Mertens, Landschulheim Steinmühle, 17) den Kinosaal. Er will cool sein, die Mädchen beeindrucken, wirkt dabei aber eher unsicher und altklug (sehr authentisch: Martin Janczak, Elisabethschule, 16).Sie wirken nur auf den ersten Blick gerissen, sind letztlich genauso verletzlich wie ihr Opfer. Die gelangweilte Deutsch-Türkin Figen aus guten Verhältnissen und die abgebrühte ostdeutsche Kirsten aus dem typischen Prekariat haben sich vorgenommen, einen Jungen zum Heulen zu bringen.In kurzen Videobotschaften erzählen sie zwischen den immer drastischeren Vorstößen gegen Stipe von ihrem eigenen Leben – live gefilmt von einer Standkamera, die das Bild auf die große Leinwand projiziert.Von Botschaft zu Botschaft steigt die Altersgrenze – und die Gewalt. Mit Stroboskop-Licht und Heavy-Metal-Szenen sind die Szenen voneinander getrennt. Mal geht das Licht im Saal aus, wird scheinbar eines der Mädchen angegriffen. Abgefeimt nutzen sie jede Teenie-Strategie, um Stipe zu verunsichern, bis es ihnen endlich gelingt, das Trauma aus seiner Kindheit in Kroatien aus ihm herauszulocken.Doch sie erfahren nicht nur etwas über Stipe, sondern auch über sich selbst – dass Handeln ohne Konsequenzen nicht möglich ist. Das herauszuarbeiten, ist Regisseurin Uta Eisold mit drei Schülern aus Marburg hervorragend gelungen. Am Ende der knapp einstündigen Vorstellung merkt man dann zum Glück doch, dass die Darsteller keine Profis sind: Die Erleichterung über die gelungene Premiere steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Und die Freude über den lang anhaltenden Applaus auch.


Marburger Neue Zeitung, Mittwoch,31.Januar 2007

„Wir wollten, dass mal was passiert“

„FSK 16“ feiert im Hessischen Landestheater Marburg Premiere

Marburg(sol). „Wir wollten nur, dass endlich mal was passiert,“ sagt das 15-jährige Mädchen resigniert und blickt auf die vergangene Stunde voller Lügen und Tricks zurück. So endet „FSK 16“, die neue, ausschließlich mit jugendlichen Laiendarstellern besetzte Inszenierung des Hessischen Landestheaters Marburg, die Premiere im Theater am Schwanhof(TASCH) feierte.

Zwei Mädchen und ein Junge, alle 15 Jahre alt, treffen in einem leeren Kinosaal aufeinander und warten auf den Beginn eines Filmes. Aus dieser zunächst harmlosen Ausgangsposition entspinnt sich eine fesselnde Handlung um Intrige und Vertrauen, Provokation und Annäherung, Aggression, Liebe und Gewalt. In der Inszenierung von Uta Eisold ist die Bühne wie ein Kinosaal mit aufsteigenden Stuhlreihen gestaltet. Hinter den Reihen ist eine große Leinwand gespannt, auf die vor dem Beginn des Stücks Filmausschnitte projiziert werden. Tanzend betritt Kirsten(Rabea Schwedux) die Spielfläche, setzt sich und kaut Kaugummi. Nach ihr kommt Stipe (Martin Janczak) herein, gefolgt von Figen (Marlene Mertens). Zunächst sitzen die drei im Kino verteilt, doch nur kurz bleibt die Distanz und die scheinbare Zufälligkeit ihrer Begegnung, denn Kirsten und Figen haben eine Wette abgeschlossen. Der Autor Kristo Šagor verknüpft die ansteigende Härte und Emotionalität der Handlungen mit der Alterseinstufung der „Freiwilligen Selbstkontrolle“ (FSK) der Filmwirtschaft. Bei jedem der fünf Akte steigt die Altersgrenze an, die die Akteure mit kalter Stimme verkünden: „FSK 16 – alle unter 16 müssen jetzt raus.“ Zusätzlich gliedern Filmtitel, die sich auf den Inhalt und die offizielle Altersbegrenzung beziehen, das Stück. Zunächst beginnt die Handlung harmlos mit dem gegenseitigen Kennenlernen und Vorstellen der Charaktere. Innerhalb der einstündigen Spieldauer spitzt sich die Dreierkonstellation immer weiter zu und steigert sich in den Akten „Final Fantasy“ und „Psycho“ zu psychischer Manipulation und Gewalt. Wiederholt friert die Handlung ein, um den beiden Mädchen Raum für innere Gedanken zu geben, die sie mittels einer Kamera über die Leinwand verkünden. Voller Intensität und Ausdruckskraft schlüpfen die drei jungen Akteure in ihre Rollen und fesselten die Besucher der ausverkauften Premiere mit ihren sehr gut gespielten Darstellungen. Die nächsten Vorstellungen von „FSK 16“ gibt es morgen (1. Februar), am 16. Februar und am 15. März.

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